Freitag 23. Mai 2025

Was machen Texte evangelischer Theologen im katholischen Gesangbuch?

Es hat lange gedauert, ehe die katholische Kirche gelernt hat, dass man nicht nur bei Bildern, sondern auch bei Gebeten und Kirchenliedern sich selbst treu sein und zugleich von "dem Anderen" etwas lernen und sich bereichern lassen kann. Mehr noch: Der Blick auf den Anderen kann meinen Horizont weiten, über meine eigenen Einseitigkeiten hinaus.

Zahlen, Daten, Fakten...

 

 

Herausgeber und Eigenteile

  • 3 Herausgeber: Deutsche Bischofskonferenz, Österreichische Bischofskonferenz und der Bischof von Bozen-Brixen
  • 38 Diözesen führen das Gotteslob ein (die Diözesen der Herausgeber zzgl. Lüttich)
  • 24 eigenständige Eigenteile (21 in Deutschland, je 1 x Österreich, Bozen und Lüttich)

 

Zahlen zum Druck

  • Rund 5 Millionen Exemplare werden insgesamt gedruckt,
    rund 550.000 alleine für Österreich.
  • Über 3.000 Tonnen Papier auf rund 800 LKW stehen dazu zur Verfügung.
  • Der Stammteil des neuen GOTTESLOB umfasst rund 960 Seiten, die diözesanen Eigenteile variieren zwischen 240 und 340 Seiten, Österreichausgabe: 1296 Seiten
  • In mehreren Druckprozessen wird das Gebet- und Gesangbuch nach und nach entstehen. Verschiedene Buchbindereien sind im Einsatz, damit das GOTTESLOB ab dem 1. Advent 2013 erscheinen kann.

 

Zahlen zum Inhalt der Österreichausgabe

  • Über 3000 Lieder wurden im Vorfeld gesichtet.
  • In der Österreich-Ausgabe finden sich

160

Gesänge

59

Kanons

29

Kyrie-Litaneien

297

Kehrverse

433

Lieder und

24

Psalmlieder

92

Rufe

13

Responsorien

 

Warum ein neues Gotteslob?

 

 

Das Gotteslob 1975 löste die verschiedenen diözesanen Gesangbücher ab, die allesamt noch geprägt waren von den Voraussetzungen des vorkonziliaren Liturgierechts. Das Gotteslob 1975 war das erste länderübergreifende Gebet- und Gesangbuch in der Muttersprache, das auf die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils aufbaute.

 

Die Bischofskonferenzen beschlossen die Erarbeitung eines neuen Gebet- und Gesangbuches, ...

  • weil Liederbücher, so sagen Fachleute, grundsätzlich einen "Lebensdauer" von etwa 30 Jahren haben. "Das Kirchenlied als lebendiger und auch je aktueller Ausdruck des Glaubens ist sozusagen immer in Bewegung, das tatsächlich verwendete Repertoire erneuert sich immer wieder" (Franz Karl Praßl).
  • weil sich die liturgische Praxis und das liturgische Recht weiter entwickelt haben: die Wort-Gottes-Feier ist neu gewachsen und hat sich in vielen Gemeinden als regelmäßige Feier etabliert; Gemeinden entdecken immer mehr das Morgen- und Abendgebet der Kirche als Gemeindefeier; ein neues Bedürfnis nach freieren gottesdienstlichen Formen und geeigneten Andachten ist gewachsen.
  • weil liturgische Bücher überarbeitet wurden und das Gotteslob als Feierbuch diese Veränderungen abbilden soll: Die Feier der Trauung (1994); "Feier der Kindertaufe" (2007); "Feier des Begräbnisses" (2012) bzw. "Manuale für die Begräbnisfeier" (2013), aber auch das Werkbuch "Die Wort-Gottes.-Feier" (2004), das die Bischöfe in Österreich und Deutschland als Grundlage für die Feier von Wort-Gottes-Feiern an Sonntagen vorgegeben haben. (Noch) nicht berücksichtigt werden konnten die revidierte Bibelübersetzung und eine Neuausgabe des Messbuchs.
  • weil sich die Voraussetzungen auf Seiten der Nutzer verändert haben:
  1. Das religiöse Wissen, das Mitte der 1970er Jahre noch selbstverständlich war, kann jetzt nicht mehr vorausgesetzt werden. Das neue Gotteslob will deshalb unterstützen und erschließen.
  2. Jede lebende Sprache unterliegt einer beständigen Veränderung, ebenso verändern sich Vorstellungen und Ausdrucksformen in der Gesellschaft, entwickelt haben sich auch Theologie und Spiritualität bzw. Frömmigkeit - auch das findet immer auch Niederschlag in der Sprache.

Zusammengefasst:

In kaum einem anderen Bereich der Kirche ist in den vergangenen 40 Jahren für alle KirchgängerInnen so deutlich geworden, dass Kirche als Gemeinschaft von Glaubenden sich in einem dauernden Wandel befindet und tatsächlich auch spürbare Veränderungen stattgefunden haben. Das neue Gotteslob reagiert darauf, dokumentiert die Veränderungen und will seinerseits künftiges Beten und Singen gestalten und mitprägen.

 

Die Bischofskonferenzen von Deutschland und Österreich sind daher der Anregung der "Internationalen Arbeitsgemeinschaft der liturgischen Kommissionen im deutschen Sprachgebiet" gefolgt, ein neues Gebet- und Gesangbuch [GGB] zu erarbeiten.

 

Entstehungsgeschichte | Chronologie

 

 

 

"Das neue Gotteslob scheint mir im Unterschied zum Vorgängerbuch viel stärker aus einem Rezeptionsprozess entstanden zu sein. Man hat geschaut, was die Gemeinden brauchen, welche Lieder vor Ort lebendig sind – und das hat man dann im Gesangbuch aufgegriffen" (Meinrad Walter, Musikwissenschaftler)

 

Wie wird ein neues Gebet und Gesangbuch? Vorweg, zum Gelingen des "neuen Gotteslobes" trugen weit über 250 Personen bei. Schon allein die Tatsache, dass alle deutschsprachigen Diözesen (mit Ausnahme von Liechtenstein und der Schweiz) bei der Erstellung des Buches eingebunden wurden – und das sind fast vierzig –, sorgte für eine Beteiligung von so vielen Personen.

 

Im Folgenden die organisatorische Struktur, die bei so vielen MitarbeiterInnen notwendig wird, sowie grundsätzliche Überlegung zur Neupublikation anhand einer kurzen Rückschau auf die Entstehung dieses Buches.

 


 

November 2001   Formaler Beschluss durch die Bischofskonferenzen in Österreich und Deutschland. Zugleich Errichtung der "Unterkommission der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz", bei der die österreichischen Mitglieder als "stimmberechtigte Gäste" geführt wurden. Den Vorsitz in der Unterkommission führte Bischof Friedhelm Hofmann (Würzburg); die österreichische Bischofskonferenz war vertreten durch Erzbischof Dr. Alois Kothgasser (Salzburg) und Bischof Dr. Egon Kapellari (Graz-Seckau). Die Fachleute, die in der Unterkommission mitwirken sollten, wurden nach den erforderlichen Kompetenzbereichen für die Gesamtkonzeption des GGB berufen: Liturgie, Kirchenmusik, Pastoral, Bibel und Spiritualität – davon aus Österreich: Univ.-Prof. Dr. Rudolf Pacik (Salzburg) und Prof. Dr. Franz Karl Praßl (Graz). Diese Unterkommission wurde mit der weiteren Konkretisierung der Planung und der Abstimmung mit den Bischofskonferenzen bzw. Bischöfen im deutschen Sprachgebiet beauftragt.
     
6. April 2002   Konstituierung der Unterkommission und Einsetzen von 10 Arbeitsgruppen (» Link) sowie Festlegen der Arbeitsstruktur (» Link) und der Grundlinien für die Erarbeitung (» Link). Die Arbeitsergebnisse, konkret eben die Inhalte für die einzelnen Kapitel des GGB wurden von den Beratern der Unterkommission in gemeinsamen Sitzungen mit den Arbeitsgruppen evaluiert, diskutiert und nach allfälligen Änderungen angenommen. In strittigen Fällen entschieden die Bischöfe der Unterkommission.
     
2002  

Die Diözesen ernennen Beauftragte, die sich seit Jänner 2003 jährlich einmal trafen zu Informations- und Meinungsaustausch und zum Abklären offener Fragen. Österreichkoordinator ist der Salzburger Kirchenmusikreferent, Mag. Armin Kircher. Im Großen und Ganzen sind diese Personen auch die Verantwortlichen für die Einführung des Gotteslob (» Link) in ihrer Diözese.

     
2003  

"Akzeptanzerhebung" (» Link) zu den Liedern im Gotteslob. Die Auswertung der Fragebögen brachte neben erwarteten auch überraschende Ergebnisse, die sich bei Entscheidungen in Einzelfragen als hilfreich erwiesen. Bereits vor Beginn des Erarbeitens der Inhalte des neuen Buches wurden Zuschriften die Inhalte des Gotteslob 1975 betreffend ausgewertet.

     
Advent 2007 - Pfingsten 2008   Pfarren sammeln Erfahrungen zu Inhalten und grafischer Gestaltung des neuen Buches anhand einer Probepublikation. Jede Diözese konnte über den Diözesanverantwortlichen 3–6 Pfarren benennen. Ausgewertet wurde mit Einreiß- und Fragebögen getrennt nach definierten Gruppen: Kirchgängern, Kirchenmusikern, Liturgieverantwortlichen, ausgewählten Familien und pastoralen MitarbeiterInnen. Die Ergebnisse waren zum Teil überraschend und erforderten eine Anpassung der Arbeitsaufträge an die verschiedenen Arbeitsgruppen.
     
2010  

Beginn der Endredaktion des Stammteils, 2011 lief das Approbationsverfahren der Bischofskonferenzen und des Bischofs von Bozen-Brixen.

     
2012  

"Rekognoszierungsverfahren": Nach "Liturgiam authenticam" N2. 108 war für die Gesänge für die Liturgie auch ein ein Prüfverfahren seitens der römischen Gottesdienstkongregation notwendig.

     
Dezember 2012  

Erteilung des Druckauftrags seitens der Bischöfe. Seit Ende Jänner laufen die Druckmaschinen für die insgesamt 3,6 Millionen Bücher, für die alleine die Papierbeschaffung 1 Jahr Vorlaufzeit beanspruchte – immerhin 3.000 Tonnen Papier, rund 800 LKW! Für Österreich werden rund 540.000 Exemplare gedruckt, das sind etwa 700 Europaletten.

     
6. Januar 2013   EB Kothgasser erteilt das Imprimatur für die Österreichausgabe.
     
November 2013  

Anlieferung der Standard-Ausgaben "Eigentum der Kirche" für den Gebrauch im Gottesdienst, an die Pfarren in ganz Österreich. Offen ist, wann die Ausgaben für den persönlichen Gebrauch im Buchhandel (» Link) erhältlich sein werden.

     
1. Dezember 2013  

Ab 1. Adventsonntag soll das bisherige Gotteslob als Rollenbuch der Gemeinde im Gottesdienst durch das neue Gotteslob ersetzt.

     
2014/2015   Für das Schuljahr wird eine eigene Ausgabe für die Schulbuchaktion ediert.
     
Sommer 2014   Auslieferung der Großdruck-Ausgabe "Eigentum der Kirche".

 

 

Grafik und Gestaltung

Ursprünglich war für das neue Gotteslob lediglich eine Standard-Ausgabe geplant, da diese etwas größer und im Druck klarer ist als das bisherige Gotteslob, sodass diese Standardausgabe dem bisherigen Großdruck entspricht.

Aufbau & Gliederung

Die inhaltliche Gliederung des Gebet- und Gesangbuches geht davon aus, dass menschliches Beten und Singen immer Antwort auf die Initiative Gottes ist.

Grundlinien für die Erarbeitung des Gemeinsamen Gebet- und Gesangbuches

 

Grundsätze

 

a. Das GGB soll ein Gebet- und Gesangbuch für alle deutsch-sprachigen katholischen Christen als Liturgiebuch sein, das zugleich als Hausbuch dient. Das GGB soll zur lebendigen Mitfeier der Gottesdienste befähigen und zu einem vertieften geistlichen Leben führen. Einzelne wie auch Gruppen sollen angesprochen werden.

 

b. Das GGB ist Ausdruck des Glaubens der Kirche und berücksichtigt die unterschiedlichen Glaubens- und Lebenserfahrungen der heutigen Menschen in ihrer Religiosität, Spiritualität und Glaubenssuche. Das GGB soll den unterschiedlichen Bedürfnissen al

ler Lebensalter in Gebeten und Gesängen, Texten und Gestaltung Rechnung tragen.

 

c. Das GGB soll gemeinsame Formen des Betens und Singens aller Christen enthalten und Mehrsprachigkeit berücksichtigen.

 

 

Inhaltliche Ansprüche

 

a. Gottesdienstliche Feiern

 

(1) Das GGB ist "Gottesdienstbuch" der Gemeinde für die Feier der Eucharistie und alle anderen Gottesdienstformen.

 

(2) Das GGB soll außerdem eine Hilfe bei der Feier auch solcher Gottesdienste sein, die von Laien geleitet werden.

 

(3) Das GGB soll liturgische Feiern, Elemente und Zeiten in geeigneter Weise erschließen.

 

b. Glaubensverkündigung

 

Das GGB soll die Grundtexte christlichen Glaubens enthalten und zentrale Glaubens-inhalte erschließen.

 

c. Leben aus dem Glauben

 

Das GGB soll als Hausbuch Christen in ihren persönlichen Lebenssituationen Anregungen und Impulse für ein Leben und Handeln aus dem Glauben bieten.

 

 

Kriterien

 

a. Allgemeine Kriterien

 

(1) Das GGB soll ein breites Spektrum an Gesängen und Texten aus allen Epochen und Stilen beinhalten, wobei die zeitgenössischen angemessen zu berücksichtigen sind.

 

(2) Die Gesänge und Texte des GGB sollen die unterschiedlichen Lebenssituationen erfassen und die Breite biblischen Bekennens enthalten.

 

(3) Bei der Auswahl von Liedern und Texten sind die Ergebnisse des ökumenischen Dialoges, vor allem die der AÖL, zu beachten. Weiterhin sind die Auswertungen der Akzeptanzerhebung zum Gotteslob zu berücksichtigen und angemessene inhalt

liche, sprachliche, musikalische und funktionale Kriterien zu erarbeiten.

 

(4) Das GGB soll die Lebenswirklichkeiten und Lebensformen von Kindern und Jugendlichen ausreichend berücksichtigen.

 

(5) Mit dem Erscheinen des GGB soll zeitnah eine Veröffentlichung von Kantorenbuch, Orgelbuch und weiteren Begleitmaterialien zum GGB erfolgen.

 

b. Formale Kriterien

 

(1) Das GGB soll neben einem "Stammteil" einen "Eigenteil der Diözesen" erhalten. Gemeinsame Eigenteile mehrerer Diözesen sind zu fördern.

 

(2) Dem GGB sind die revidierten Fassungen der liturgischen Bücher und der Bibelübersetzung zugrunde zulegen.

 

(3) Bei der Erstellung des GGB ist auf eine stimmige inhaltliche Gliederung Wert zu legen.

 

(4) Dem GGB sollen zur Erschließung ausführliche Register angefügt werden.

 

(5) Das GGB soll den Kriterien künstlerischer Gestaltung liturgischer Bücher entsprechen.

 

(6) Während des gesamten Erstellungsprozesses soll über die benannten Ansprechpersonen Kontakt zu allen deutschsprachigen Diözesen gehalten werden.

 

Ein Wort zuvor...

Wortlaut des Vorworts der österreichischen Bischöfe zum neuen Gotteslob

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"Wunschlieder"

Zum Erstellen der Auswahl der Lieder im neuen "Gotteslob" wurde erhoben, welche Lieder im bisherigen "Gotteslob"  am meisten vermisst wurden - alte und neue.

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