Freitag 23. Mai 2025

Wie macht man eigentlich ein Gotteslob?

 

Vorweg, zum Gelingen des "neuen Gotteslobes" trugen weit über 250 Personen bei. Warum eigentlich so viele? Nun, das Gotteslob ist ja nicht irgendein Liederbuch, sondern im deutschsprachigen Raum das offizielle Rollenbuch der Gemeinde für die katholische Liturgie.

 

Schon allein die Tatsache, dass alle deutschsprachigen Diözesen (mit Ausnahme von Liechtenstein und der Schweiz) bei der Erstellung des Buches eingebunden wurden - und das sind fast vierzig -, sorgte für einen derart hohen Personalstand. Die organisatorische Struktur, die bei so vielen MitarbeiterInnen notwendig wird, sowie grundsätzliche Überlegung zur Neupublikation mögen anhand einer kurzen Rückschau auf die Entstehung dieses Buches aufzeigt werden.

 

Im Jahre 2001 haben die Bischofskonferenzen in Deutschland und Österreich auf Vorschlag der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Liturgischen Kommissionen die Erarbeitung und Einführung eines neuen gemeinsamen Gebet- und Gesangbuch (GGB) beschlossen. Dafür wurde eine "Unterkommission der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz" eingerichtet, bei welcher die österreichischen Mitglieder als stimmberechtigte Gäste geführt wurden. Diese Kommission, sie bestand aus 3 Bischöfen der Deutschen Bischofskonferenz und 2 Bischöfen der Österreichischen sowie einem Geschäftsführer, berief sieben Fachleute aus den Bereichen Liturgie, Pastoral, Kirchenmusik und Spiritualität und erarbeitete 2002 die "Grundlinien zur Erstellung des GGB".

 

Darauf basierend wurden 2004 zehn Arbeitsgruppen für die Bereiche Lieder, Gesänge, Psalmen, Begleitbücher, Gebete, katechetische Texte, künstlerische Ausgestaltung, Ordo Missae, Sakramentliche Feiern, Tagzeitenliturgie und Andachten gebildet. Für diese Arbeitsgruppen wurden wiederum Mitarbeiter gefunden, die sich mit unterschiedlichsten Kompetenzen dem ihnen anvertrauten Fachbereich annahmen.

 

Natürlich wurde auch die Basis zur Akzeptanz des bisherigen Stammteils des Gotteslobes befragt. Diese Ergebnisse boten eine wertvolle Hilfestellung bei der Entscheidung, was aus dem bisherigen Buch ausgeschieden werden sollte und welche konkreten Inhalte für das neue Buch gewünscht wurden. Das neue "Gotteslob" - dieser Titel wurde 2006 festgelegt - sollte nämlich nicht nur eine "Best-of-Sammlung" vorangegangener Publikationen werden, sondern ein Buch, das mit seinen Inhalten ein aktuelles Kirchenbild vermittelt.

 

Bei der Auswahl der Gesänge, Texte und Gebete waren daher nicht nur Beliebtheit, sondern auch Textaussage und Melodiequalität ein wichtiges Kriterium. Da es bei den Gesängen bekanntlich regionale Unterschiede gibt, wurde - wie bisher - neben dem Stammteil auch ein Eigenteil eingerichtet. Neu hingegen ist, dass dem Eigenteil mehr Platz zugestanden wurde zu Gunsten einer stärkeren Betonung der Regionalisierung. In Österreich gibt es, und das ist auch neu, anstelle diverser Diözesanteile einen gemeinsamen Österreichteil. Das hat nicht nur finanzielle Vorteile - alle österreichischen Diözesen profitieren nun von einem einheitlichen und reichhaltigen Liedschatz, der auch diözesanübergreifenden Veranstaltungen entgegen kommt.

 

Aber nun zurück zum Werdegang des Gotteslobes; mittlerweile wurde eine Probepublikation erstellt, die von Advent 2007 bis Pfingsten 2008 in ausgewählten Gemeinden erprobt wurde. Befragt wurden dabei nicht nur Liturgieverantwortliche und KirchenmusikerInnen, sondern auch pastorale MitarbeiterInnen und GottesdienstbesucherInnen. Nach der Auswertung der Fragebögen wurden die Arbeitsaufträge an die verschiedenen Arbeitsgruppen zum Teil neu definiert und angepasst.

 

Nun hat man befragt, gesammelt, gesichtet und teils neue Aufträge zu den verschiedensten Bereichen vergeben. Warum? Weil das neue Gotteslob ein Kompromiss im besten Sinne des Wortes sein soll. Es soll ein generationenübergreifendes Buch für die unterschiedlichsten Gruppen als auch Gemeindegrößen und Gemeindestrukturen sein. Es soll einen repräsentativen Querschnitt über das katholische Liedgut darstellen und ein reichhaltiges Material für die vielfältigen Gottesdienstformen bieten.

 

So ist das Buch auch aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen: von der Domliturgie bis zur häuslichen Feier, von der Laudes bis zur privaten Andacht und von der Wort-Gottes-Feier bis zur Eucharistiefeier. Sicherlich wird man das eine oder andere vermissen, aber es überwiegt die Freude an neuen Liedern, Texten und Gebeten.

 

Johann Simon Kreuzpointner

Ein Wort zuvor...

Wortlaut des Vorworts der österreichischen Bischöfe zum neuen Gotteslob

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"Wunschlieder"

Zum Erstellen der Auswahl der Lieder im neuen "Gotteslob" wurde erhoben, welche Lieder im bisherigen "Gotteslob"  am meisten vermisst wurden - alte und neue.

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