Freitag 29. März 2024

»Du teilst es aus mit deinen Händen« (GL 209)

Worte: Lothar Zenetti, Musik: Kurt Grah

 

Nach der Kom­mu­ni­ons­pen­dung kann in der Mess­feier eine Stille gehal­ten wer­den oder es erklingt Orgel- bzw. Instru­men­tal­mu­sik. Oft­mals wird auch ein „all­ge­mei­nes Danklied“ gesun­gen. Die­ser neue Bei­trag von Lothar Zenetti und Kurt Grahl eig­net sich als Begleit­ge­sang zur Kom­mu­nion oder als Danklied, in dem Jesu Hin­gabe für uns nach­klin­gen kann.

 

Die Worte sind schlicht. Die Musik hüllt sie in einen Klang­leib,

quasi par­lando. Die mehr­fa­chen Takt­wech­sel sind kein Pro­blem, wenn der Gesang sich vom natür­li­chen Duk­tus der Worte lei­ten lässt. Gleich der Beginn ist wich­tig. „Du teilst es aus …“ macht die­ses Lied zu einem Gebet. Wir sind mit­ten in der Zwie­spra­che mit dem Geber aller Gaben. Außer­dem wird von Anfang an das Miss­ver­ständ­nis abge­wehrt, dass wir das alles tun. Nein, der Herr ist der Han­delnde, zu dem wir „Du“ sagen dür­fen. Er lädt zu sei­nem Gast­mahl ein, damals am Grün­don­ners­tag wie heute.

 

Im Mit­tel­punkt steht Jesus: was er sagt und was er tut.

Die­sen bei­den Aspek­ten ent­spricht der Auf­bau die­ses Lie­des: Die rah­men­den Stro­phen „Du teilst es aus …“ (1) und „Du schenkst uns ein …“ (4) beschrei­ben Jesu Han­deln. Die mitt­le­ren Stro­phen „Das ist mein Leib …“ (2) und „Das ist mein Blut“ (3) erin­nern an seine Worte, die soge­nann­ten „Ein­set­zungs­worte“. Damit greift das Lied eine theo­lo­gi­sche Erkennt­nis auf: Jesu Worte und sein Han­deln für die ande­ren, bis­wei­len auch als „Pro-Existenz“ bezeich­net, bil­den eine unver­brüch­li­che Ein­heit. Und wer davon singt, was Jesus sagt und was er tut, der erfährt, wer er ist.

Die For­mu­lie­rung „das immer neue Brot“ steckt einen wei­ten Hori­zont ab. Zunächst in Rich­tung des Vol­kes Israel und sei­ner Erfah­run­gen mit dem „Manna“ in der Wüste. Zugleich aber in die Rich­tung von hier und heute, weil wir am Gesche­hen des Abend­mahls, das im Zen­trum steht, teil­ha­ben. Die Auf­for­de­rung „Tut dies zu mei­nem Gedächt­nis“ klingt in der zwei­ten Stro­phe nach: „… damit ihr immer an mich denkt“.

Noch wei­tere wich­tige Bibel­stel­len klin­gen an: in der drit­ten Stro­phe etwa das letzte Wort Jesu am Kreuz „Es ist voll­bracht.“; in der vier­ten noch ein ande­res Jesus­wort aus dem Johan­nes­evan­ge­lium, näm­lich Jesu Ver­hei­ßung, dass seine Jün­ger eins sind im Glau­ben (Joh 17,11). Auch wenn die Bitte „und lass uns deine Zeu­gen sein“ immer noch ver­dun­kelt ist durch die kon­fes­sio­nelle Spaltung.

Die dritte Stro­phe ist ins­ge­samt eine Art Echo des Jesus­wor­tes vom „Blut des Neuen Bun­des“. Die vierte bringt zwei­mal zwei Dinge zusam­men. In der For­mu­lie­rung „das Blut der Trau­ben“ klingt die Wand­lung an. Der „bit­ter­süße Wein“ wie­derum deu­tet die Pas­sion Jesu als bit­terste Erfah­rung, die jedoch in geist­li­cher Deu­tung und aus öster­li­cher Per­spek­tive süße Früchte trägt. Sol­che For­mu­lie­run­gen wie „bit­ter­süß“ begeg­nen häu­fig in mys­ti­schen Tex­ten; „recht bit­ter und doch süße“ ist das Lei­den des Herrn in der Arie „Ich will bei mei­nem Jesu wachen“ in Johann Sebas­tian Bachs berühm­ter Mat­thä­us­pas­sion (1727).

 

Eine gesungene Erinnerung

Musi­ka­lisch fällt auf, dass nur die erste der ins­ge­samt vier Zei­len mit einem Ton beginnt, näm­lich dem Grund­ton c. Alle wei­te­ren Zei­len set­zen mit einer Ach­tel­pause ein, auf die der Ton folgt, der zuvor bereits erreicht war. So ent­steht der Ein­druck gro­ßer Geschlos­sen­heit; jede Stro­phe besteht näm­lich nur aus einem Satz. Die Melo­die ist eine Art schlich­ter Rezi­ta­tion, schritt­weise von Ton zu Ton. Nur einen ein­zi­gen Quint­sprung gibt es und zwar am Ende der drit­ten Zeile. Ins­ge­samt ist die­ses Lied eine gesun­gene Erin­ne­rung an das, was sich in der Feier der Eucha­ris­tie voll­zieht. Der eher intro­ver­tierte Cha­rak­ter der Musik unter­stützt dies und fügt sich beson­ders gut an das Ende der Kommunionspendung.

Mein­rad Walter

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