Donnerstag 28. März 2024

Tochter Zion GL 228

(T: Friedrich Heinrich Ranke 1826, M u. S: Georg Friedrich Händel 1747)

 

Die Burg Zion in Jerusalem

stammt noch aus vorisraelitischer Zeit und wurde erst von König David erobert, der seinen Königssitz dorthin verlegte. König Salomo baute dann dort den Tempel.

Schon im Alten Testament entstand die Metapher, nach der Zion und – pars pro toto – ganz Jerusalem als königliche Braut Gottes angesehen wurde, eine junge, schöne Tochter, von Gott auserwählt. Doch das Verhältnis zwischen den „Verlobten“ war nicht immer ganz unproblematisch: Regelmäßig wandte sich Zion, die Braut von Gott, ihrem Bräutigam ab. Deshalb gibt es im Alten Testament immer wieder Visionen zukünftiger Freude, kommenden Jubels und erwarteten Friedens, so auch beim Propheten Sacharja (Sach 9,9).

 

Im Christentum

werden diese Stellen auf die Ankunft Christi ("Advent") hin gelesen, sowohl im Hinblick auf seine erste Ankunft, als auch jene auf am Ende der Zeiten. Die genannte Stelle bei Sacharja wird mit dem Einzug Jesu in Jerusalem in Verbindung gebracht, weil hier davon die Rede ist, dass der König auf einem Esel reitet. In evangelischer Tradition wird heute noch am 1. Adventsonntag des Einzugs Jesu in Jerusalem gedacht und damit das neue Kirchenjahr mit Hosanna-Rufen begrüßt. In katholischer Tradition liegt eher die Verbindung zum Introitus des 2. Adventsonntages „Populus Sion“ nahe: „Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, um die Völker zu retten“.

 

Dieses Adventlied ist im Gotteslob als vierstimmiger Satz abgedruckt – ganz der Originalkomposition von Georg Friedrich Händel entsprechend. Es ist ursprünglich ein Chorsatz aus den Oratorien Judas Maccabäus und Joshua. Natürlich ist es auch möglich, das Lied mit einer feiernden Gemeinde einstimmig mit instrumentaler Begleitung (Orgel oder andere Instrumente) zu singen. Ebenso bietet sich ein gemeinsames Singen mit einem Chor (Sängergruppe) und der Gemeinde an; dabei würde es von der musikalischen Form her naheliegen, den da-capo-Teil (erstes und zweites Notensystem) als Plenum von allen singen zu lassen (Gemeinde und Chor), den jeweiligen Mittelteil (drittes und viertes Notensystem) hingegen vom Chor allein. Es ist gut möglich, dass dann sogar ein Teil der Gemeinde beginnt, mehrstimmig zu singen.

Zu einem Adventlied wurde dieser Chorsatz durch den deutschsprachigen Text des evangelischen Theologen Friedrich Heinrich Ranke, Bruder des berühmten Historikers Leopold Ranke. Ihm ist die unglaubliche Popularität und Verbreitung dieses Gesanges im deutschen Sprachraum zu verdanken.

Mag. Daniel Mair

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