
"Causa Waldstein": Hochschule Heiligenkreuz sucht den Dialog
In der Debatte um Vorwürfe gegen den Heiligenkreuzer Ordensmann Edmund Waldstein hat sich nun die Hochschule Heiligenkreuz mit einem Offenen Brief zu Wort gemeldet und Dialogbereitschaft signalisiert. In dem konkret an die Theologinnen Sigrid Rettenbacher und Angelika Walser adressierten Brief betont die Hochschule einmal mehr, dass man sich "zu offener, liberaler Demokratie" bekenne und sowohl einzelne Aussagen Waldsteins ablehne als auch kritisch "antidemokratischen Tendenzen" wie jener des "Integralismus" gegenüberstehe. Man sei mit P. Waldstein "schon seit längerem darüber im Gespräch". "Möglicherweise hätten wir hier schon früher genauer hinsehen müssen."
Im Hintergrund der Debatte stehen zum einen Äußerungen Waldsteins u.a. aus seinem Blog und einer von ihm kuratierten Website. So sprach er sich dort u.a. offen für die Todesstrafe für Häretiker aus - eine Position, die er später korrigierte. Außerdem hatte der an der Hochschule Heiligenkreuz und dem ITI Trumau lehrende Waldstein in einem Text zum "Integralismus" geschrieben, dass das "zeitliche Ziel des Menschen seinem ewigen Ziel untergeordnet" sei - und folglich "die zeitliche Gewalt der geistlichen Gewalt untergeordnet" werden müsse. Hieraus schlussfolgerte u.a. die deutsche Konrad-Adenauer-Stiftung, dass Waldstein eine Art Gallionsfigur des Integralismus in Europa darstelle.
Die beiden im Brief adressierten Theologinnen Rettenbacher und Walser hatten dies zuletzt in einem "feinschwarz"-Beitrag sowie gegenüber der "Furche" in Zusammenhang gebracht mit einer steigenden Aggression und Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen in der Theologie. Offenbar würden "internationale antidemokratische christliche Netzwerke" verstärkt auch in Österreich aktiv werden, wurde die Moraltheologin Walser in der "Furche" zitiert - und sie sah Waldstein als eine Zentralfigur dieser Netzwerke an. Rettenbacher hatte in "feinschwarz" von geschrieben, es sei zuletzt "vermehrt zu Einschüchterungsversuchen und Übergriffen" gegenüber Theologinnen an österreichischen Fakultäten gekommen - "zunehmend auch im privaten Bereich".
Als Vertreterinnen der österreichischen Sektion der "European Society of Woman in Theological Research" (ESWTR) hatten sich Walser und Rettenbacher daraufhin außerdem an die Österreichische Bischofskonferenz gewendet mit der Bitte, "sich dazu zu positionieren". Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck reagierte auf den Wirbel und richtete Waldstein aus, man rate ihm von einer Habilitation an der Universität Innsbruck ab.
Kritische Rückfragen
In ihrem nunmehrigen offenen Antwortbrief richtet die Hochschule Heiligenkreuz ihrerseits Anfragen an die Theologinnen und hofft auf einen "offenen, transparenten und respektvollen Dialog darüber". So bitte man um Hinweise, wo sich der unterstellte Zusammenhang zwischen Gewaltandrohungen und den Positionen von Waldstein belegen lasse und wo sich das von Walser und Rettenbacher in den Raum gestellte "Netzwerk" zeige, das darauf ziele, Demokratie zu unterwandern.
Außerdem zeigten sich die Unterzeichner - Abt Maximilian Heim, Hochschulrektor Wolfgang Klausnitzer und Prior Johannes Paul Chavanne - irritiert, dass man im Vorfeld keinen Kontakt aufgenommen und nach "unserer Einschätzung gefragt" habe. Man nehme es nämlich nicht wahr, dass Heiligenkreuz - wie es Walser und Rettenbacher unterstellten - ein Zentrum "integralistischer Ideen" sei. "Wir legen großen Wert auf Offenheit, Pluralität und Dialog", so die Unterzeichner, und man fühle sich daher "hier als Opfer einer Pauschalverurteilung". "Auch wenn wir Ihnen recht geben, dass es sehr vereinzelt diese Stimmen gab, trifft das auf das Gesamt des Lehrkörpers mit Sicherheit nicht zu."
Quelle: kathpress