Donnerstag 18. April 2024

Sprache(n) im neuen Gotteslob

 

 

Der christliche Glaube kennt von Anfang an keine Sprachgrenzen, und das gilt ursprünglich auch für das liturgische Singen. Nach einer sehr lange dauernden Ära lateinischer Liturgie hat das Zweite Vatikanische Konzil das volkssprachliche Prinzip der Liturgie wieder ins Recht gesetzt. Das Einheitsgesangbuch Gotteslob (1975) war auch in dieser Hinsicht eines der wichtigsten Zeugnisse der Liturgiereform im deutschen Sprachraum.

 

Ein reicher Schatz an alten und neuen Kirchenliedern, und viele darüber hinaus gehende deutschsprachige Gesänge fanden als integrale Elemente einer lebendigen, von der feiernden Gemeinde mitgetragenen Liturgie Eingang in das kulturelle Glaubens-Gedächtnis. Zugleich wurde ein kleines Segment des umfangreichen gregorianischen Repertoires lateinischer Gesänge in das Gesangbuch aufgenommen; vor allem Ordinariumsgesänge der Messfeier (Kyrie-Gloria-Credo-Sanctus-Agnus Dei) in mehreren musikalischen Fassungen, und einige ausgewählte lateinische Antiphonen, Hymnen bzw. Sequenzen, die zu den Kernstücken katholischer Liturgie und Spiritualität zählen.

 

"Ein reicher Schatz an alten und neuen Kirchenliedern, und viele darüber hinaus gehende deutschsprachige Gesänge fanden als integrale Elemente einer lebendigen, von der feiernden Gemeinde mitgetragenen Liturgie Eingang in das kulturelle Glaubens-Gedächtnis."

 

Im neuen Gotteslob (2013) sind insgesamt mehr lateinische Gesänge zu finden als im alten. Es wäre allerdings ein Fehlschluss, aus dieser Tatsache eine Tendenz zur Rückkehr in überwundene liturgische Verhältnisse abzuleiten. Was die Gregorianik betrifft, so ist festzustellen, dass eine Verschiebung des Repertoires stattgefunden hat: Lateinische Ordinariums- Varianten, die aufgrund ihrer musikalischen Komplexität für den Gemeindegesang kaum geeignet waren, wurden reduziert (vgl. im neuen Gotteslob 104-123); dafür wurden verstärkt lateinische Stücke mit Propriumscharakter aufgenommen; also solche Gesänge, die zu bestimmten Anlässen oder inhaltlich spezifisch geprägten liturgischen Riten vorgesehen sind.

 

Dazu zählen beispielsweise die drei Magnificat- Antiphonen Benedic, animamea, Natus estnobis und Venite et videtelocum 631,5-7, Tu es Petrus 486, Ubicaritas et amor, Deus ibiest 285, die marianischen Antiphonen Alma Redemptoris Mater, Ave Regina caelorum, Regina caeli und Salve Regina (666), oder Gesänge der Totenmesse und zur Bestattung (512-516). Auch im Österreichteil des neuen Gotteslob finden sich nun einige gregorianische bzw. lateinische Gesänge, z.B. Ave verumcorpus (Komm./Anbetung) 787,1; Hodie Christus natusest (Weihnachten) 808; Surrexit Christus (Ostern) 836; Repletisuntomnes (Pfingsten) 845,2; Totapulchra (Maria) 962,2.

 

"Im Österreichteil sind jene Lieder und Gesänge in unterschiedlichen Sprachen hervorzuheben, die durch Sprachgruppen bzw. Minderheiten in Grenzregionen vertreten sind."

 

Mehr Latein ist aber auch deshalb vertreten, weil nicht wenige Gesänge aus der Taizé-Tradition aufgenommen wurden, einstimmige wie mehrstimmige Rufe, Kehrverse und Kanons, z.B. Ubicaritas et amor 445; Confitemini Domino 618,2; Magnificat, magnificat 390; Surrexit Dominus vere 321; Veni, SancteSpiritus/Tuiamorisignem 345. Alle lateinischen Texte sind im neuen Gesangbuch übrigens mit deutschen Übersetzungen versehen.

 

Zur Sprachenvielfalt im neuen Gotteslob gehören auch Lieder, die ursprünglich in anderen modernen Sprachen gedichtet und ins Deutsche übertragen wurden, wie z.B. Holz auf Jesu Schulter 291; englisch und mehrsprachig ist das Lied Jesus Christ, you are my life 362 mit Strophen auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch. Im Österreichteil sind diesbezüglich jene Lieder und Gesänge in unterschiedlichen Sprachen hervorzuheben, die durch Sprachgruppen bzw. Minderheiten in Grenzregionen vertreten sind: ein slowenischer Fürbittruf 759; Stille Nacht auf Slowenisch, Burgenländisch-Kroatisch, Romani und Ungarisch 804; ein ungarisches Marienlied 949; ein slowenisches Mariä-Verkündigungs-Lied mit deutscher Übertragung 951 und das Lied zum österreichischen Katholikentag 2004 Du, Herr der Völker und der Zeit in acht Sprachen 975 u. 976.

 

Peter Ebenbauer

Graz

 

 

Ein Wort zuvor...

Wortlaut des Vorworts der österreichischen Bischöfe zum neuen Gotteslob

» mehr

"Wunschlieder"

Zum Erstellen der Auswahl der Lieder im neuen "Gotteslob" wurde erhoben, welche Lieder im bisherigen "Gotteslob"  am meisten vermisst wurden - alte und neue.

» mehr

Österreichisches Liturgisches Institut
Erzabtei St. Peter

Postfach 113
A - 5010 Salzburg
©2024 Liturgisches Institut / Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz. Alle Rechte vorbehalten.
https://www.gotteslob.at/