Freitag 29. März 2024

Das Gotteslob atmet biblisch

Der Linzer Liturgiereferent, Mag. Johann Stockhammer, schreibt in der Linzer Bibelsaat zu Inhalt und Konzeption des neuen Gotteslob und meint: "Das neue Gotteslob – eine reiche Bibel-Saat!"

 

 

„Alles, was atmet, lobe den Herrn! (Ps 150,6)

Der letzte Vers des großen Halleluja aus Psalm 150 steht als Überschrift am Beginn des Buches. Der biblische Aufruf ist also Programm für Inhalt und Konzeption des Buches. Daher wurde es ja wieder „Gotteslob“ genannt.

„Lob ist eine Haltung, die die Veränderung der Welt will, doch Gott das letzte Wort lässt. Wer bittet, geht von sich und seiner Welt aus. Wer lobt, geht von Gott aus, von einer Zukunft, die seine Zukunft ist.“ (Aus: Einführung in die Psalmen, Gotteslob Nr 30; S.130)
Der Aufbau des Buches spiegelt diesen Zugang wider, wie schon das erste Farbbild zeigt: „Erschaffung des Adam“ (Michelangelo). Gott und Mensch suchen sich zu berühren; vom Einen kommt alles Leben, der andere weiß sich von seinem Schöpfer gesucht und gehalten. „Gott kommt in Liebe den Menschen entgegen, nimmt das Gespräch auf, redet sie an wie Freunde und lädt in seine Gemeinschaft.“ (Vgl. II. Vatikanum, Konstitution über die göttl. Offenbarung-DV, 2 u 21) Die Heilige Schrift ist voll von diesem Entgegenkommen Gottes und seinem Warten auf eine Antwort seiner Geschöpfe. Daher hat das Gotteslob streng gesehen nur zwei Nummern: Nr 1: Auf Gottes Wort hören-Umgang mit der Heiligen Schrift und Nr. 2 – 999: Antwort der Menschen in Gebet, Gesang und Feiern.

Die innere biblische Klammer des Buches zeigt sich natürlich noch viel konkreter: die drei großen Teile des Buches stellen das Gotteswort jeweils in die Mitte:

 

Teil I. Geistliche Impulse für das tägliche Leben

Nr. 1 bietet Anregungen für den lebendigen Umgang mit dem Wort Gottes: Die Schriftlesung im Gottesdienst. Persönliche Schriftlesung. Bibellesen in Gemeinschaft. Dann folgen die Nrn. 2ff - in Gebet und Leben antworten.

 

Teil II.  Psalmen, Gesänge und Litaneien
Bemerkenswert: die allerersten Gesänge sind nicht die Adventlieder, sondern die Psalmen - dieses große biblische und für uns wertvollste „Gesangbuch“. Die Anzahl der Psalmen wurde gegenüber dem alten Buch etwas erhöht.

Beachtenswert sind auch die Psalmlieder.
- So könnte zB GL 889 Der Herr ist mein getreuer Hirt (Ps 23) schnell im pfarrlichen Liedschatz heimisch werden, da es nach der bekannten Melodie „Nun danket all“ zu singen ist.
- GL 892 wird mancherorts schon gerne gesungen: Meine Seele ist stille in dir (Ps 62).

Dass viele andere Gesänge „biblisch atmen“ ist manchmal offensichtlich, manchmal nur auf den zweiten Blick zu erkennen.

Interessant sind Vergleiche der Litaneien zwischen GL alt und neu.  Die Anrufungen, die sich auf das Heilswirken Christi beziehen und somit biblisch wurzeln, wurden deutlich erhöht.

 

Teil III. Gottesdienstliche Feiern
Ein Grundprinzip der liturgischen Erneuerung wird im neuen Buch konsequent durchgehalten: „Kein Gottesdienst ohne Wort Gottes“: ob in familiären Feiern (Nr 24-28), bei Sakramenten und Feiern der Tagzeitenliturgie, bei der Wort-Gottes-Feier, bei Segnungen oder in Andachten. So fehlt bei keinem der ca.  34 Andachtsbausteinen das Schriftwort.

Die Wort-Gottes-Feier (GL 669) als eigenständige Feierform findet sich erstmals im Gotteslob. Das Modell empfiehlt sich als Grundform für sonn- und werktägliche  Gottesdienste. Es entspricht im Wesentlichen dem für viele Diözesen offiziellen Ritus für Sonn- und Festtage.

 

Lesenswert sind – wie alle katechetisch-mystagogischen Texte des Gotteslob

- die Kurzeinführungen zu den Psalmen (GL 30)  und zur Wort-Gottes-Feier (GL 668).

Der Stellenwert biblischer Texte wird auch deutlich, wenn man das „Verzeichnis biblischer Gesänge (S. 1276ff) und Texte“ (S. 1278ff) einsieht: 26 Psalmlieder, 19 alt- und neutestamentlicher Cantica, 99 biblische Kurzlesungen.

 

Die Einführung des neuen GL legt nahe, die Liedpredigt zu beleben.

Die Gesänge sind ja wesentlicher Teil des Gottesdienstes und sollten daher auch fallweise Thema einer Predigt (Homilie) sein.

Warum nicht einmal ein Psalmlied lernen und geistlich erschließen?

Oder das neue „Emmauslied“ auf GL 325 Bleibe bei uns, du Wandrer durch die Zeit?

Oder mit Blick auf den Advent: GL 225 Wir ziehen vor die Tore der Stadt?

Dieses neue Adventlied thematisiert, was Papst Franziskus als große Aufgabe kirchlichen Engagements benennt: Geht vor die Tore der Stadt, geht an den Rand der Gesellschaft! Das Lied könnte mit den starken Prophetentexte der adventlichen Liturgie und ihren Impulsen für eine gerechtere Welt verbunden werden.

 

Die Schatztruhe der Heiligen Schrift weit zu öffnen und den Tisch des Gotteswortes reich zu decken, war Auftrag des Konzils vor 50 Jahren (vgl. Liturgiekonstitution 51). Das GL konkretisiert  diesen Auftrag in konsequenter und vielgestaltiger Weise. Der „biblische Atem“ ist in vielen Hymnen, Gesängen, Rufen, Kanons ... zu spüren. Das ist wertvoll, denn „mehr als Worte sagt ein Lied“. Oder, um es mit Martin Luther zu sagen: Dem Lied fällt die Aufgabe zu, „das heilige Evangelium zu treiben und in Schwung zu bringen“. Daher ist die sehr gute Aufnahme des neuen Buches erfreulich.  Es hat das Potential Erfahrungen zu fördern, die in einem bekannten Kanon so formuliert sind: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht; es hat Hoffnung und Zukunft gebracht; es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“ (Nr. 450)

 

Das neue Gotteslob – eine reiche Bibel-Saat!

Ein Wort zuvor...

Wortlaut des Vorworts der österreichischen Bischöfe zum neuen Gotteslob

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Kardinal Schönborn zum neuen "Gotteslob"

 

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